Bild: ver.di Jugend
Perspektive Übernahme
Was JAVen dafür tun können
Jedes Jahr werden viele Auszubildende nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung nicht übernommen. Diese Situation ist inakzeptabel – denn junge Menschen brauchen Perspektiven!
Werden junge Menschen nicht von ihrem Betrieb übernommen, haben sie keine Möglichkeit, Berufserfahrung zu sammeln und sich weiter zu qualifizieren. Leider reduzieren sich dadurch bereits nach kurzer Zeit ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt. In Anbetracht des von der Wirtschaft häufig beklagten Fachkräftemangels ist diese Entwicklung schlicht gesagt skandalös.
Vielen jungen Menschen bleiben nach der Nicht-Übernahme oft nur prekäre Arbeitsverhältnisse: Niedriglohnsektor oder Leiharbeit heißen die traurigen Stationen. Die in Leiharbeit Beschäftigten genießen keinen Kündigungsschutz und bekommen oft 20 bis 40 Prozent weniger Lohn als Festangestellte.
Es gibt für viele Branchen tarifvertragliche Regelungen zur Übernahme. Doch aufgrund vieler Ausnahmeregelungen zu den Übernahmeverpflichtungen reicht es meist nicht aus, sich nur auf die Tarifverträge zu verlassen. Um die Regelungen weiter zu verbessern, ist es wichtig, dass sich möglichst viele Auszubildende für ihre Forderungen in ver.di organisieren und in den Tarifrunden engagieren. Wenn allerdings gerade keine Tarifrunde ansteht, hilft das den aktuell auslernenden Auszubildenden leider auch nicht weiter. Daher müssen vor allem die Jugend- und Auszubildendenvertretungen die Übernahme thematisieren.
Rechtlicher Rahmen
Die Aufgaben der JAV nach dem Betriebsverfassungsgesetz sind ausdrücklich um die Übernahme von Auszubildenden erweitert worden. Die JAV hat nun nach § 70 Abs. 1 Punkt 1 BetrVG auch Maßnahmen "insbesondere in Fragen der Übernahme der zu ihrer Berufsausbildung Beschäftigten in ein Arbeitsverhältnis beim Betriebsrat zu beantragen".
Obwohl die Übernahme von Auszubildenden nicht ausdrücklich als Aufgabe der JAV nach BPersVG vorgesehen ist, haben auch JAV und Personalrat die Pflicht, sich für die Übernahme einzusetzen.
Dabei ist die Zusammenarbeit von JAVen mit dem Betriebs- bzw. Personalrat von großer Bedeutung. Erst in Zusammenarbeit mit ihm können alle rechtlichen Möglichkeiten der Mitbestimmung ausgenutzt werden.
Die Chancen, als JAV den Betriebs- oder Personalrat – und in letzter Konsequenz den Arbeitgeber – von der Wichtigkeit der Übernahme zu überzeugen, steigen durch fundiertes Wissen um die rechtlichen Rahmenbedingungen und durch weitere gute Argumenten für eine Übernahme.
Zentrale Argumente für die Übernahme
- Übernahme stärkt die Wirtschaft – Sie verhilft jungen Erwachsenen zu einem eigenen Einkommen und erhöht ihre Kaufkraft. Das stärkt die Wirtschaft und die gesamte Region.
- Übernahme sichert Fachkräftenachwuchs – Die Wirtschaft beklagt einen erheblichen Fachkräftemangel. Die Übernahme hilft jedem Betrieb, diesem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
- Übernahme spart Kosten – Eine direkt von der Ausbildung übernommene Fachkraft muss nicht erst eingearbeitet werden. Das ist eine günstige Lösung für jeden Betrieb.
- Übernahme fördert die Produktivität – Übernahme sorgt dafür, dass der Arbeitsdruck für die Beschäftigten nicht zu groß wird. So wird deren Gesundheit und Zufriedenheit gefördert – was sich positiv auf die Produktivität im Betrieb auswirkt.
Effektive Aktionen
Nachdem JAVen die Situation im Betrieb analysiert, Ziele festgelegt und Forderungen aufgestellt haben, können Aktionen geplant werden, um ihrem Appell Nachdruck zu verleihen. Die Übernahme geht alle im Betrieb etwas an. Deshalb ist es wichtig, die gesamte Belegschaft und vor allem die Auszubildenden einzubeziehen.
Der Kreativität bei Aktionen sind kaum Grenzen gesetzt. Beispielsweise können alle Auszubildenden gemeinsam zum Betriebsrat gehen, um sich über die Übernahmesituation zu informieren. Das kann wie ein Streik aussehen, ist aber durch das Betriebsverfassungsgesetz abgedeckt – auch wenn sich der Betriebsrat gerade „zufällig“ in Verhandlungen mit dem Arbeitgeber befindet.
Eine weitere Idee ist die rote Karte: Sie ist über den Fußball hinaus als Zeichen für Regelverstöße bekannt. Und wenn Auszubildende nicht übernommen werden, lässt sich das durchaus als Regelverstoß interpretieren.
Unterstützung für JAVen
Bei der Planung von Aktionen – insbesondere dann, wenn die Botschaft auch in die Öffentlichkeit getragen werden soll – ist es ratsam, gemeinsam mit der ver.di Jugend zu agieren. Als starke Organisation steht die ver.di Jugend JAVen bei der Planung und Durchführung von Aktionen mit tatkräftiger Unterstützung, Know-how und viel hilfreichem Material zur Seite.
JAVen können für ihre Forderungen auch Unterstützung außerhalb des Betriebs suchen. Ebenso wie nach innen ist dafür eine wirksame Öffentlichkeitsarbeit notwendig. Je besser die Übernahme thematisiert wird, desto schwerer wird die Ablehnung für den Arbeitgeber.
Im und vor dem Betrieb erreichen JAVen ihre Zielgruppe am besten – denn der Arbeitsplatz ist schließlich das Feld der Auseinandersetzungen.
Weiterführende Infos
Hier geht’s zum Materialbereich auf jav.info. Außerdem gibt es hier mehr Infos zum Thema Übernahme.